Das Dorf in der Preußenzeit

Das 19. Jahrhundert zeigt uns ein anderes Enkesen. Die Grafschaft Mark ging nach den Napoleonischen Kriegen an Preußen. Außerdem wurde der Klosterbesitz aufgehoben. In Preußen gab es bald nach 1800 eine allgemeine Bauernbefreiung. Das heißt nicht, dass jeder Bauer nun auf eigenem Grund ein gutes Auskommen hatte. Mancher Bauer wird die Unterstützung des Grundeigentümers in Notzeiten vermisst haben. Auf der anderen Seite gab es jetzt zumindest etwas Selbstverwaltung in der dörflichen Gemeinde. Enkesen zählte zum Bezirk Borgeln-Schwefe und hatte eine eigene Gemeindeversammlung. Absprachen über bestimmte Dorfgeschehnisse hat es sicher auch früher schon gegeben, sind aber nicht bekannt.

Es galt in Enkesen nun das Dreiklassenwahlrecht und das Steuersystem des preußischen Staates. So wissen wir für eine Reihe von Jahren, wie viel Vieh jeder Bauer hatte, wie groß Weide, Wald und Feld waren oder wie viele Obstbäume im Dorf standen.

Im Soester Stadtarchiv findet sich zudem unter der Signatur C 3112 ein Protokollbuch über Gemeindeversammlungen der Enker Gemeinde zwischen 1845 und 1920. Viele Verhandlungen waren es nicht. Beraten und protokolliert wurden etwa die Neuansiedlung eines Bauern, die Unterstützung einer alleinstehenden Frau oder der Wegebau. Diese Gemeindeversammlung setzte sich aus Vertretern der drei Klassen des Dorfes zusammen. Das waren alles Bauern, wobei die Hofgröße über die Zuordnung zur Steuerklasse entscheidet. Die kleinen Kötter und Handwerker hatten kein Stimmrecht.

Bei der Dorfversammlung fragten im Februar 1865 die Witwe Kipp und ihr Sohn Wilhelm an, ob der Bau eines Hauses auf dem Grundstück des Landwirtes Teiner rechtens sei. Da gegen die beiden nichts „zuerinnern“ war, sie also einen guten Leumund hatten, wurde der Bau gewährt. Es entstehen die ersten Gebäude des heutigen Hofes Droste. Der Hof entstand auf der Feid, vermutlich einer alten Bezeichnung für das Vöhdeland, dem Gemeindeland Enkesens. Dieses Gemeindeland wurde von den Bauern gemeinsam genutzt, abwechselnd 5 Jahre als Weide für das Vieh und 5 Jahre als Acker im Besitz einzelner Bauern.

Wie das Dorf zu dieser Zeit ungefähr ausgesehen hat, kann man auf der Urkatasterkarte von 1828 sehen. Da wohnten die Familien Teiner, Goswind, Sträter, G. Wiemer, Krolle, Esken, Hagedorn, Leifert und H. Wiemer. Auf der Feid gab es außerdem noch den Hof Georg Teiner, wo sich heute das Haus Risken befindet.

Das Dorf war schon damals im Wesentlichen zweigeteilt. Im sogenannten Unterdorf lagen die größeren Bauernhöfe, vermutlich seit Jahrhunderten an derselben Stelle. Hier finden wir auch den Enkerbach und einige kleine Teiche. Im sogenannten Oberdorf finden sich auf engem Raum eine Reihe von Kotten und kleinen Häusern. Die Straßen waren in etwa schon so angelegt, wie sie heute noch zu sehen sind; sie hatten auch die selben Bezeichnungen.

Heiko Droste