Der Krieg

Wenn wir im Archiv nach Enkesen suchen, dann finden wir in aller Regel Angaben zum Besitz bzw. zu den Höfen im Dorf, nicht den Einwohnern. In den ersten 500 Jahren der Existenz Enkesens wird das Dorf daher vor allem dann erwähnt, wenn es durch den Krieg zu Zerstörungen kam.

„Item up sunte Catrinen dach [25. November 1445] „branten de van Werle den junferen van dem Paradiese af Merckelynckhusen, Eygynckhusen, Sweve und alles, wes dar de junferen noch hadden.“ Am 25. November 1445 brannten die Werler, die in der Soester Fehde (1444-1449) zum Erzbischof von Köln hielten, den Jungfrauen von Paradiese mehrere Dörfer ab, darunter Enkesen. So schreibt der Soester Stadtschreiber Bartholomäus von der Lake in seiner Chronik zur Soester Fehde. Hieraus erfahren wir nicht nur, dass Enkesen ein weiteres Mal in Kriegen, die Soest geführt hat, zerstört worden ist. Enkesen wird hier außerdem als ein Besitz des Klosters Paradiese behandelt.

Über die Einwohner des Ortes, ob sie umkamen oder fliehen konnten, erfahren wir nichts, was im Übrigen üblich ist. Vermutlich waren die Einwohner Enkesens nach Soest oder in die Schwefer Kirche geflohen. Die Kirchen waren als heilige Orte vor Eroberung und Gewalttat geschützt. Ein Angriff galt als Kriegsverbrechen; die hat es freilich auch damals schon gegeben.

Im Jahr 1506 führte die Stadt eine Fehde gegen einen kölnischen Ritter, der daraufhin einige Dörfer besetzte und ansteckte. Das Archiv vermeldet nur, dass diese Dörfer dem Kloster Paradiese gehörten. 1595 und 1607 erreichte der niederländische Unabhängigkeitskrieg die Soester Börde, erneute Zerstörungen waren die Folge. Schließlich wurde Soest im Dreißigjährigen Krieg belagert und eingenommen. Plünderungen und Zerstörungen auch der umliegenden Dörfer schlossen sich an.

Kriegführung lief in älteren Jahrhunderten darauf hinaus, dass die Armeen sich durch Beutezüge ernährten und den Gegner durch Verwüstungen seines Besitzes schädigten. Offene Schlachten waren eher selten. Das kann man sehr gut im Abenteuerlichen Simplicissimus von Grimmelshausen nachlesen. Der Held der Erzählung lebte einen Winter lang im Kloster Paradiese und wurde vor einigen Jahrzehnten zur Vorlage des Jägerkens von Soest.

Heiko Droste