Einleitung

Enkesen – ein Dorf wird sichtbar

Im Jahr 1282 schenkte Ritter Wessel von Galen dem Kloster in Paradiese einen Hof in Enkesen. Dort gab es seit ungefähr 1250 ein Dominikanerinnenkloster. Die Nonnen versprachen im Tausch für das Gut, sich um das Seelenheil des Ritters zu kümmern. Sie baten für ihn und seine Seele. Weitere Schenkungen und Verkäufe in Enkesen liegender Güter sind aus den Jahren 1297, 1300, 1330, 1362, 1374, 1379 und 1393 bekannt. Damit tritt Enkesen ungefähr gleichzeitig mit anderen Dörfern in der Gemeinde Schwefe ans Tageslicht.

Der Ritter hatte nach damaliger Vorstellung die Aufgabe, mit dem Schwert das Leben der Nonnen wie Bauern zu schützen. Dafür erhielt er vom Erzbischof von Köln Ländereien, auf dem Bauern Landwirtschaft betrieben. Das war ihre Aufgabe. Sie besaßen ihre Höfe nicht und bezahlten daher eine Art Pacht in Form von Getreide und Vieh sowie Arbeitsdiensten. Die Nonnen hatten die Aufgabe, für das Seelenheil der beiden anderen Stände zu beten. Dafür erhielten sie das Land. Am Ende besaß das Kloster Paradiese nahezu das gesamte Dorf Enkesen und so blieb es bis zur Auflösung des Klosters am Anfang des 19. Jahrhunderts.

Enkesen wurde also sichtbar, als die Kirchengemeinde in Schwefe und das Kloster in Paradiese entstanden. Das Dorf war vermutlich wesentlich älter, aber unsichtbar, weil der Ritter wie seine Vorgänger – vor allem auch die Bauern – mit Sicherheit nicht schreiben konnten und kein Archiv hinterlassen haben. Das Archiv des Klosters interessierte sich nur für den Besitz und die Abgaben, die für diesen zu zahlen waren. Manchmal, sehr selten, findet man auch Angaben zu Gerichtsprozessen. Der Alltag kommt hingegen nie vor.

Wie die Bauern in Enkesen gelebt haben, wie sie hießen, woher sie kamen und wohin sie gingen, darüber wissen wir auch für die nächsten Jahrhunderte nicht viel. Vermutlich waren die ersten Enker sehr mobil, wie wir heute auch. Die Stadt Soest wird manch überzähligen Sohn und viele Töchter aufgenommen haben. Es galt den Hof zusammen zu halten, nur der Älteste erbte. So wie heute auch wurde ins nächste Dorf geheiratet.

Stabil waren vielmehr die Besitzverhältnisse. Sie wurden im Archiv festgehalten. Die Zahl der Höfe hat sich bis ins 20. Jahrhundert kaum verändert. Der neue Pächter übernahm den Hof, die Arbeit mit ihren Abgaben an das Kloster – und oft auch den Hofnamen.

Heiko Droste